Wie sieht die Lehrkräftebildung der Zukunft aus? Bildungskongress von Naumann-Stiftung, Realschullehrerverband und German U15
News vom 07.06.2022
German U15 hat am Donnerstag gemeinsam mit der Friedrich-Naumann-Stiftung und dem Verband Deutscher Realschullehrer (VDR) einen Bildungskongress zum Thema „Moderne Schule schaffen: Neue Wege der Lehrkräftebildung und Bildungszusammenarbeit“ im Meistersaal am Potsdamer Platz in Berlin veranstaltet. Die Keynote hielt Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger. Anschließend diskutierten Expertinnen und Experten, wie man die Kooperation zwischen Universitäten und Schulen stärkt, dem Lehrkräftemangel gezielt begegnet und den Bildungsföderalismus optimiert.
Die Veranstaltung wurde durch ein Grußwort des Vorsitzenden der Friedrich-Naumann-Stiftung, Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué, eröffnet. Der ehemalige sachsen-anhaltinische Finanzminister betonte, dass die Schul- und Hochschulbildung nicht nur Grundrecht sei sondern auch für die Resilienz der Demokratie stehe.
In ihrer Keynote machte die Bundesbildungsministerin klar: „Freiheit hängt von Bildung ab, Bildung und Freiheit bedingen einander.“ Dabei hänge gute Bildung wiederum entscheidend von den Lehrerinnen und Lehrern ab, deshalb komme ihrer Ausbildung eine herausragende Rolle zu.
In der Talkrunde Zeitenwende in der Bildung: Herausforderungen und Chancen diskutierte die Bundesministerin dann mit dem Vorstandsvorsitzenden von German U15 und Präsidenten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Georg Krausch, und dem Vorsitzenden des VDR, Jürgen Böhm, über die notwendigen Weichenstellungen für das deutsche Bildungssystem angesichts aktueller Krisen. Übereinstimmung wurde vor allem darüber erzielt, dass das Lehramtsstudium weiter aufgewertet werden sollte, etwa durch eine Exzellenzinitiative Lehrkräftebildung. Auch bestand Einigkeit darüber, die Durchlässigkeit zwischen Lehramts- und Fachstudiengängen zu erhöhen: Fachwissenschaftlerinnen und Fachwissenschaftler sollten die Möglichkeit haben, über qualifizierte universitärer Studiengänge in den Lehrberuf zu wechseln – und umgekehrt sollte es Lehramtsabsolventinnen und -absolventen ermöglicht werden, den Weg in die Forschung zu gehen.
Auf dem 1. Panel widmeten sich der Geschäftsführer von German U15, Dr. Jan Wöpking, Verena von Hugo vom Bündnis Ökonomische Bildung Deutschland, Prof. Dr. Britta Freitag-Hild, stellvertretende Direktorin des Zentrums für Lehrerbildung und Bildungsforschung, und der Realschullehrer und Preisträger des Deutschen Lehrerpreises 2019, Ferdinand Stipberger, der Frage, wie die Zusammenarbeit von Schulen und Hochschulen gestärkt und innovative Wege in der Lehrkräftebildung beschritten werden können. Dr. Wöpking verwies auf die Chancen und Problematiken der Heterogenität der deutschen Bildungslandschaft und warb dafür, mehr Kooperationsräume zwischen Hochschulen und Schulen zu schaffen. Einigkeit herrschte unter den Diskutierenden bezüglich der Schaffung von Freiräumen zur Erprobung innovativer Ansätze in Seminarraum wie Klassenzimmer und der Wichtigkeit der Weiterführung der Qualitätsoffensive Lehrkräftebildung über das Jahr 2023 hinaus.
In der abschließenden Runde diskutierten Ria Schröder MdB, bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Prof. Dr. Robert Schwager, Bildungsföderalismusexperte von der Georg-August-Universität Göttingen und Wolfgang Percy Ott, Vorsitzender der Expertengruppe „Intelligente Bildungsnetze“ im Digital-Gipfel der Bundesregierung, über neue Wege der Bildungszusammenarbeit und das von der Ampelkoalition angestrebte Kooperationsgebot zwischen Bund und Ländern. Ria Schröder verwies auf die Barrieren auf dem Weg zu einer umfassenden Reform des Bildungsföderalismus und forderte angesichts dessen eine Kompetenzverschiebung nach unten, um Schulen mehr Autonomie zuzugestehen. Prof. Schwager sprach sich ebenfalls für einen Verantwortungszuwachs für Schulen aus und zweifelte die Vorteile einer zunehmenden Zentralisierung der bundesdeutschen Bildungspolitik an. Wolfgang Percy Ott betonte, dass die Hauptverantwortung für eine konstruktive Zusammenarbeit bei den Landesregierungen liege und stellte die Wichtigkeit klar gefasster Zielvorgaben für erfolgreiche Bildungskooperation heraus.
Der Vorstandsvorsitzende von German U15 und Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Georg Krausch resümierte nach der Veranstaltung: „Der Bildungskongress hat einen produktiven Resonanzraum für den Austausch zwischen Politik, Universitäten und Lehrerinnen und Lehrern geboten. Er zeigt den Stellenwert der Lehrkräftebildung. Um dem Lehr- und Fachkräftemangel in Deutschland zu begegnen, müssen wir exzellente Lehrkräfte für alle Schulformen gewinnen und ausbilden.
Forschungsstarke Universitäten leisten hier einen erheblichen Beitrag. In den letzten Jahren wurden verstärkt innovative Wege bei der Lehrkräftebildung gegangen. Die Qualitätsoffensive Lehrerbildung von Bund und Ländern war dafür ein wichtiger Anreiz. Es ist entscheidend, dass wir sie auch nach 2023 weiterführen. Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig wissenschaftsbasierte Fort- und Weiterbildungen für Lehrkräfte sind. Universitäten wollen und müssen sich noch stärker einbringen. Dafür braucht es bessere Rahmenbedingungen: Von der Frage der Anrechenbarkeit von Weiterbildung auf die Lehrverpflichtung bis zur finanziellen Unterstützung durch die öffentliche Hand.“