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Steigende Vertragslaufzeiten: Evaluation des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes bildet positive Entwicklungen der letzten Jahre ab, lässt aber auch Raum für weitere Verbesserungen erkennen

News vom 20.05.2022

Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, hat heute in Berlin die Ergebnisse der Evaluation zur Auswirkung der Novelle des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes von 2016 vorgestellt. Der Bericht soll die Grundlage für eine weitere Novellierung des Gesetzes bilden, auf die sich die Regierungsparteien im Koalitionsvertrag geeinigt haben.

Dem Bericht zufolge ist die durchschnittliche Vertragslaufzeit wissenschaftlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Universitäten und Universitätsklinika seit der letzten Novellierung des Gesetzes in 2016 gestiegen. Lag die mittlere Vertragslaufzeit 2015 noch bei 15-17 Monaten, war bereits 2017, also ein Jahr nach Verabschiedung der Novelle, ein Anstieg auf 21-22 Monate zu verzeichnen. Klar erkennbar ist dabei, dass sich insbesondere die Laufzeiten von Erstverträgen Promovierender erhöht haben. Im Bereich der Drittmittelbefristungen ist eine ähnliche Tendenz zu erkennen: Auch hier entsprechen Vertragslaufzeiten immer häufiger der tatsächlichen Förderdauer des Projektes.

Eine positive Tendenz gibt es auch bei der Zahl der Dauerstellen zu verzeichnen. Seit der Novellierung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes von 2016 ist die Quote des befristet beschäftigten wissenschaftlichen Personals leicht rückläufig. Der Bericht weist insbesondere darauf hin, dass sich ein großer Teil des befristet beschäftigten Personals aus der Altersgruppe der 28- bis 30-jährigen rekrutiert, von denen sich die überwiegende Mehrheit in der Promotionsphase befindet.

Ebenso ist im Bereich der Kurzzeitverträge ein moderater Rückgang zu verzeichnen. Weitere wichtige Erkenntnis des Evaluationsberichtes sind dabei, dass ein großer Teil der kurzfristigen Verträge auf einen kleinen Teil des wissenschaftlichen Personals entfällt – etwa 10 Prozent des wissenschaftlichen Personal vereinen 50 Prozent aller Kurzfristverträge auf sich – und die durchschnittliche Vertragsdauer mit wachsendem Alter stetig ansteigt.

Trotz des positiven Trends der letzten Jahre erkennen die U15-Universitäten an, dass weitere Verbesserungen im akademischen Karrieresystem notwendig sind. Unter anderem hat das Jahr 2020 eine leichte Reversion des positiven Trends der vorherigen Jahre gebracht. Dies ist unter anderem durch eine Vielzahl von Vertragsverlängerungen im Rahmen der Corona-Pandemie zu erklären, der Trend sollte sich daher nicht verstetigen.

Prof. Dr. Georg Krausch, Vorstandsvorsitzender von German U15 und Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz:

„Wir begrüßen die Evaluation des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes, da sie mehr Transparenz in die Debatten um akademische Karrierewege bringt und hilfreiche Zahlen bietet, auf deren Basis eine evidenzbasierte Diskussion ansetzen kann. Der Evaluationsbericht zeigt, dass Universitäten in den letzten Jahren wichtige Schritte eingeleitet haben, um für mehr Planbarkeit und Verlässlichkeit im akademischen Karrieresystem zu sorgen.

 Klar ist aber auch: Es gibt Verbesserungspotenzial. Wissenschaft steht und fällt mit den Menschen, die sie betreiben. Universitäten wollen die Attraktivität und Planbarkeit wissenschaftlicher Karrieren weiter erhöhen und mehr Chancengerechtigkeit sicherstellen. Hierfür sind viele Stellschrauben wichtig. Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz ist eine davon. Wir werben für eine differenzierte Auseinandersetzung mit der Novellierung des Gesetzes, die der Komplexität der Problemlage adäquat ist. Nur so werden sich Attraktivität, Verlässlichkeit und Diversität akademischer Karrieren nachhaltig steigern lassen, ohne zu Lasten der Generationengerechtigkeit und Strategiefähigkeit von Universitäten zu gehen. Wir freuen uns darauf, dafür im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung angekündigten Stakeholder-Dialog gemeinsam Lösungen zu entwickeln.“

Über German U15 

German U15 ist die strategische Interessenvertretung forschungsstarker und international sichtbarer deutscher Universitäten. Die U15-Universitäten bilden fast ein Drittel aller deutschen und internationalen Studierenden in Deutschland aus. Sie betreuen die Hälfte aller in Deutschland abgeschlossenen Promotionsvorhaben. Die U15-Universitäten werben zwei Fünftel der öffentlichen Drittmittel ein, im Medizinsektor sogar 60 Prozent.

Pressekontakt

Dr. Jan Wöpking (Geschäftsführer)

German U15 e. V.

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