Heinz Maier-Leibnitz-Preise 2020: Die Hälfte der prämierten Forscherinnen und Forscher arbeitet an U15-Universitäten
News vom 02.03.2020
Fünf der zehn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in diesem Jahr mit dem Heinz Maier-Leibnitz-Preis ausgezeichnet werden, forschen und lehren an einer U15-Universität:
- Dr. Dr. Daniel Kotlarz, Kinder- und Jugendmedizin, Ludwig-Maximilians-Universität München
- Prof. Dr. Elvira Mass, Immunologie, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
- Dr. Timothy Nunan, Globalgeschichte, Freie Universität Berlin
- Dr. Georg Oberdieck, Mathematik/Algebraische Geometrie, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
- PD Dr. Erik Schilling, Neuere deutsche Literatur, Ludwig-Maximilians-Universität München
Ein von der der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) eingesetzter Auswahlausschuss hat dies heute in Bonn bekanntgegeben. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert und die wichtigste Auszeichnung für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einer frühen Karrierephase in Deutschland. Die Verleihung findet am 5. Mai in Berlin statt. Insgesamt waren 126 Forscherinnen und Forscher aus allen Fachgebieten vorgeschlagen.
Hans-Jochen Schiewer, Vorsitzender von German U15 und Rektor der Universität Freiburg: „Wir sind stolz darauf, dass die Hälfte der Preisträgerinnen und Preisträger an unseren Universitäten tätig sind. Denn das zeigt erneut: Forschungsstarke Universitäten bieten beste Bedingungen für die Spitzenforscherinnen und Spitzenforscher von heute und morgen. Und zwar über das komplette Fächerspektrum: von Medizin über Mathematik bis zu den Geisteswissenschaften.“
Über den Heinz Maier-Leibnitz-Preis
Seit 1977 wird der Heinz Maier-Leibnitz-Preis jährlich an herausragende Forscherinnen und Forscher verliehen, die sich in einem frühen Stadium ihrer wissenschaftlichen Laufbahn befinden und noch keine unbefristete Professur innehaben. Benannt ist er seit 1980 nach dem Atomphysiker und früheren DFG-Präsidenten Heinz Maier-Leibnitz, in dessen Amtszeit (1973–1979) der Preis erstmals vergeben wurde. Der Heinz Maier-Leibnitz-Preis gilt als der bedeutendste Preis seiner Art in Deutschland. (Quelle: DFG)
Über German U15
German U15 ist die strategische Interessenvertretung forschungsstarker und international sichtbarer deutscher Universitäten. Die U15-Universitäten bilden fast ein Drittel aller deutschen und internationalen Studierenden in Deutschland aus. Sie betreuen die Hälfte aller in Deutschland abgeschlossenen Promotionsvorhaben. Die U15-Universitäten werben zwei Fünftel der öffentlichen Drittmittel ein, im Medizinsektor sogar 60 Prozent.
Die Preisträgerinnen und Preisträger der U15-Universitäten im Einzelnen (Quelle: DFG):
1. Dr. Dr. Daniel Kotlarz (41), Kinder- und Jugendmedizin, Ludwig-Maximilians-Universität München
Daniel Kotlarz erforscht die genetischen Ursachen von primären Immundefizienzen – das sind seltene und heterogene Gruppen von genetischen Defekten, die das Immunsystem auf verschiedenste Art und Weise beeinflussen können – bei früh im Kindesalter auftretenden Formen der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Aus Kotlarz’ Arbeiten als Teilprojektleiter eines DFG-geförderten Sonderforschungsbereichs ließ sich erstmals ableiten, dass auch einzelne Gene diese Krankheiten auslösen können, was wiederum wichtige Impulse für individuell zugeschnittene Behandlungsstrategien gab. Zugleich leitet er eine Junior Research Group an der Abteilung für pädiatrische Gastroenterologie des Boston Children’s Hospital der Harvard Medical School, die Tiermodelle zur Klärung menschlicher Immunodefizienzen einsetzt. Kotlarz hat seine Arbeiten in zahlreichen hochrangigen Publikationen als Erst- und Koautor dokumentiert.
2. Prof. Dr. Elvira Mass (33), Immunologie, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Elvira Mass untersucht die Entwicklung und Funktion von Makrophagen, also Zellen des angeborenen Immunsystems. Mit ihren Arbeiten hat sie wegweisende Erkenntnisse zu den molekularen Grundlagen der Rolle von Gewebsmakrophagen bei der Organogenese – der Entstehung der Organe während der Embryonalentwicklung – beigetragen, die sie hochrangig publizieren konnte. Ihre gewonnenen Erkenntnisse tragen zum besseren Verständnis bestimmter Erkrankungen bei, wie etwa der Osteopetrose, bei der es zu einer Anhäufung von Knochensubstanz kommt, oder neurodegenerativen Erkrankungen, die von mutationentragenden Mikrogliazellen verursacht werden. Elvira Mass wurde in Bonn promoviert, forschte danach in London und New York, bis sie als Nachwuchsgruppenleiterin an das LIMES-Institut der Universität Bonn zurückkehrte, wo sie kürzlich zur W2-Professorin berufen wurde.
3. Dr. Timothy Nunan (34), Globalgeschichte, Freie Universität Berlin
Timothy Nunan studierte und forschte in Oxford, Princeton, Harvard und Berlin zur Globalgeschichte und beherrscht eine Vielzahl von Sprachen. Dies wie auch herausragende Kenntnisse seiner Forschungsregionen Afghanistan, Pakistan und Iran ermöglichen ihm einen multiperspektivischen Blick auf seine Forschungsthemen. Bereits mit seiner Dissertation hat Nunan neue Erkenntnisse auf Zentralasien, Afghanistan, den Kalten Krieg und die Rolle von humanitären Hilfsaktionen entwickelt, die dem Fachgebiet neue Fragestellungen eröffneten. Nunans Forschung besticht durch ihre wissenschaftliche Breite: Themen der osteuropäischen wie der gesamteuropäischen Geschichte verdichten sich bei ihm in der Forschungsregion Zentralasien. Damit leistet er Pionierarbeit, indem er die Geschichte des Kalten Krieges – vor allem die Rolle der Sowjetunion – zusammen mit der der islamischen Revolution denkt. Mit seiner Forschung hat Nunan auf diese Weise Themen zur globalen Geschichtsschreibung beigetragen, die bislang nicht gesehen oder nicht gemeinsam gedacht wurden.
4. Dr. Georg Oberdieck (31), Mathematik/Algebraische Geometrie, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Der Mathematiker Georg Oberdieck arbeitet im Teilgebiet der algebraischen Geometrie. In dieser geht es darum, durch recht einfache Gleichungen beschriebene geometrische Objekte zu untersuchen. Da es eine große Vielfalt von ihnen gibt, stellt sich oft die Frage, wie viele Objekte einer bestimmten Art in bestimmten Zusammenhängen auftreten. Derartige Zählaufgaben werden enumerative algebraische Geometrie genannt. Konkret tauchen solche Zählprobleme beispielsweise in der theoretischen Physik auf. Oberdieck hat derartige Probleme in konkreten physikalischen Kontexten gelöst und dabei auch die mathematische Struktur dieser Objekte deutlich besser beschrieben, als dies bis dato der Fall war. Besonders einflussreich ist seine mit Aaron Pixton verfasste Arbeit „Gromov-Witten theory of elliptic fibrations: Jacobi forms and holomorphic anomaly equations“. In dieser Arbeit beweisen beide Autoren ihr beeindruckendes Verständnis von Methoden aus verschiedenen Gebieten, die sie virtuos auf ihre Kernfragen anwenden.
5. PD Dr. Erik Schilling (36), Neuere deutsche Literatur, Ludwig-Maximilians-Universität München
Erik Schillings Forschung umfasst Literatur und Theorie der Postmoderne, moderne Lyrik, gattungsgeschichtliche Fragestellungen sowie Formen der Intertextualität, insbesondere auch intertextuelle Beziehungen zwischen neuzeitlicher und antiker Literatur. In seiner Dissertation untersuchte Schilling den deutschsprachigen historischen Roman der Gegenwart im komparatistischen Blick auf die Werke Umberto Ecos. Seine Habilitationsschrift widmete sich hymnischer Dichtung in ihren Kontexten vom 18. bis 20. Jahrhundert. Schilling erschloss darin dank einer neuartigen Methodik Texte von Goethe, Hölderlin, Nietzsche oder Rilke neu. Seine Arbeitsweise zeichnet sich ebenso durch enorme Produktivität und Vielfältigkeit wie durch philologische Sorgfalt und hohe Sensibilität im Umgang mit den literarischen Gegenständen und der dazu vorliegenden Forschung aus. Besonders beeindruckt dabei, wie seine Untersuchungen Literatur und Literaturtheorie aufeinander beziehen und füreinander fruchtbar machen. Damit gibt Schilling der Selbstbeschreibung der Literaturwissenschaft und ihrer Deutungspraxis wichtige neue Impulse.
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